Hochschulchor: Gedenkkonzert – Dona nobis pacem
Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee die Überlebenden des größten deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagers: Auschwitz-Birkenau. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich noch rund 7.000 Häftlinge im Lager, darunter etwa 700 Kinder.
Zum 80. Jahrestag der Befreiung gedenkt der Hochschulchor der HfMDK der Opfer des Nationalsozialismus und der Gewaltherrschaft mit Kompositionen des 20. Jahrhunderts.
Hauptwerk des Konzerts ist das Requiem von Alfred Schnittke, das dieser als „Bühnenmusik zu Friedrich Schillers Don Carlos" vor genau 50 Jahren für ein ungewöhnliches Instrumentalensemble komponierte: Den Chor begleiten neben einzelnen Bläsern, Orgel, Klavier, Celesta und Schlagzeug auch E-Gitarre und E-Bass in einer stilistisch abwechslungsreichen Vertonung. Die Musik der vierzehn, meist kurzen Sätze enthält kaum massive Kontraste: Neben der meist klaren Schönheit der Gesänge klingt sie eher verhalten, nachdenklich, fast gespenstisch. Selbst das Sanctus in moll – und nicht wie üblich in Dur – schafft nicht den Durchbruch in ein endgültig strahlendes Licht.
Außerdem erklingen das meditativ-flehende „Dona nobis pacem“ des lettischen Komponisten Pēteris Vasks von 1996 für Chor mit Orgelbegleitung und das ausdrucksstarke A-Cappella-Manifest für Demokratie und Freiheit „Advance Democracy", das der junge Benjamin Britten 1938 als Reaktion auf die letztendlich verfehlte Appeasement-Politik gegenüber dem Nationalsozialismus komponierte.
„Dona nobis pacem“ – so auch der Titel des programmgleichen Konzertes am 27. und am 28. Januar in der HfMDK: Gib uns Frieden! Der 27. Januar, der Tag der Befreiung von Auschwitz, ist kein Feiertag. Vielmehr veranlasst er zum Gedenken an die Vergangenheit und zum Nachdenken über Gegenwart und Zukunft. Ist doch die Erinnerung an und die aktive Auseinandersetzung mit der Geschichte die beste Versicherung gegen Völkerhass, Totalitarismus, Faschismus und Nationalsozialismus.
Pressefoto: HfMDK Hochschulchor; Foto: Marvin Fuchs
Florian Lohmann unterrichtet seit dem Wintersemester 2019/20 als Professor für Chorleitung an der HfMDK Frankfurt. Dort ist er verantwortlich für die chorleiterische Ausbildung sowohl in der Kirchenmusikabteilung als auch im Bachelor- und Masterstudiengang Künstlerische Ausbildung Musik (KAM) und leitet den Kammer- und den Hochschulchor.
Er selbst studierte Schulmusik, Germanistik, Gesang und Gesangspädagogik und war Stipendiat der Evangelischen Studienstiftung Villigst. Seit mehr als zehn Jahren ist er künstlerischer Leiter der Capella St. Crucis und des Collegium Vocale in Hannover. Einladungen zu Festivals und Wettbewerben im In- und Ausland sowie CD- und Rundfunkproduktionen im gesamten stilistischen Spektrum von der historischen Aufführungspraxis bis hin zur zeitgenössischen Vokalmusik, einschließlich einiger Uraufführungen, dokumentieren seine Arbeit. 2022 wurde ihm ein Hessischer Hochschulpreis für Exzellenz in der Lehre verliehen.
Der Hochschulchor der HfMDK Frankfurt setzt sich aus Studierenden verschiedenster Studiengänge aller Fachbereiche zusammen. Das Ensemble erarbeitet stilistisch breit gefächerte Konzertprogramme – a cappella, kammermusikalisch begleitet und mit großer Orchesterbesetzung. Kooperationen führten den Chor bereits mehrfach in den Großen Saal der Alten Oper Frankfurt, wo er u.a. beim Deutschen Chorfest auftrat. Des Weiteren besteht eine Zusammenarbeit mit der Abteilung für Historische Interpretationspraxis der HfMDK, im Zuge derer der Chor sich beispielweise bereits an den Barocknächten beteiligt hat. Eine intensive Zusammenarbeit im oratorischen Repertoire verbindet den Hochschulchor mit dem Symphonieorchester der HfMDK. Seit Herbst 2019 leitet Prof. Florian Lohmann das Ensemble.