Klänge jenseits des Hörbaren – Musik und Taubheit im Dialog
Wie hört eine Person, die nicht gut hört? Und wenn sie hört, was genau nimmt sie wahr? Ein Abschlusskonzert, das Inklusion erlebbar macht.
Das Abschlusskonzert von Léa Villeneuve im Masterstudiengang Historische Interpretationspraxis (HIP) stand unter dem Motto „Musik und Taubheit“. Mit ihrem Programm wollte die junge Flötistin das Bewusstsein für dieses Thema schärfen und damit zur Inklusion beitragen. Das Konzert ermöglichte dem überwiegend hörenden Publikum, die historischen Auswirkungen von Schwerhörigkeit und Taubheit auf die Musikwelt zu entdecken. Gleichzeitig zeigte die Musikerin auf künstlerische Weise alternative Formen der Kommunikation jenseits des akustischen Hörens.
„Dein Ohr hört nicht allein“ von Alexander Reiff
Alexander Reiff ist Komponist für zeitgenössische Musik und Masterstudent der HfMDK. Er entwickelte für dieses Konzert ein besonderes Werk, in dem er eine Verbindung zwischen historischer Interpretationspraxis und zeitgenössischer Klangforschung herstellte: Das Musikstück thematisiert die individuelle Hörerfahrung und setzt bewusst Knochenschall, Psychoakustik und Raumklang als gestalterische Mittel ein, um die Vielfalt der Wahrnehmung von Klang und Musik erfahrbar zu machen.
» Mein besonderer Dank gilt Léa Villeneuve für ihr Engagement und ihre inspirierende Interpretation meines Stücks sowie der GFF für die Ermöglichung dieses Projekts. Ihre Unterstützung hat dazu beigetragen, ein einzigartiges künstlerisches Erlebnis zu schaffen, das weit über das Konzert hinaus nachwirkt. «Alexander Reiff

Erlebnis für das Publikum
Das Stück forderte das Publikum dazu auf, die eigene Hörwahrnehmung zu hinterfragen und schuf eindrucksvolle klangliche Räume: Die Traversflöte (gespielt von Léa Villeneuve), kombiniert mit Live-Elektronik (Andreas Reiff), entfaltete eine faszinierende Bandbreite an Klängen – von subtilen Nuancen bis hin zu intensiven Kontrasten.
Gänsehaut beim Zuhören
Die Hörenden zeigten sich begeistert von der kreativen Idee und ihrer eigenen, ganz neuen Konzerterfahrung:
„Ich fand das Stück sehr eindrücklich und zum Nachdenken anregend. Während des Zuhörens wurde ich teilweise von den ungewohnten Klängen überrumpelt. Man war mitten im Geschehen – ein besonderes Erlebnis!“
„Wie hört eine Person, die nicht gut hört? Und wenn sie hört, was genau nimmt sie wahr? Das Stück versetzte mich in das Ohr eines Schwerhörigen und ließ mich darüber nachdenken, wie beunruhigend es sein kann, nicht „gut“ zu hören.“
„Ich hatte Gänsehaut bei dem Stück. Es war wie ein Eintauchen in eine innere Welt, die nur manche Eindrücke von außen mitbekommt, aber davon nicht unbedingt dominiert wird.“
Ein Konzert mit nachhaltiger Wirkung
Das Projekt eröffnete neue Perspektiven auf Klang und Musik und sensibilisierte das Publikum auf die Einflüsse von Schwerhörigkeit und Taubheit auf ihre Wahrnehmung. Das Abschlusskonzert wurde unterstützt durch die Gesellschaft der Freunde und Förderer der HfMDK (GFF).