LIEBE mit dem Symphonieorchester der HfMDK Frankfurt
Liebe: Gibt es ein schöneres, verheißungsvolleres Motiv für den Start in ein neues Jahr? Die Liebe in ihren unterschiedlichsten Facetten: die zwischen-menschliche Liebe zu Partnern*innen, Familie, Freunden, den Menschen; die Liebe zu Schokolade, zur Natur, zu den Wissenschaften, den Künsten, zum Musikinstrument ...
Michael Sanderling, die Bratschistin Jelena Antić und das Symphonieorchester der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt (HfMDK) fokussieren im Konzert am 11. Januar 2025 im hr-Sendesaal die zwischenmenschliche Liebe: die Romantik, die Illusion, die Gefahr, das Drama. Und welches Sujet eignet sich hier besser als die wohl bekannteste Tragödie von Romeo und Julia – die große Liebe, das große Drama, das bis in die Antike zurückreicht. Sie ist die programmatische Klammer dieses Konzertabends.
Das Konzertprogramm
Das Symphonieorchester der HfMDK eröffnet den Abend mit "The Walk to the Paradise Garden" (arr. Beecham) des britischen Komponisten Frederick Delius (1862-1934)… Das Orchester-Intermezzo aus der Oper "A Village Romeo and Juliet", das zwischen der fünften und sechsten Szene spielt, ist zwischen 1900 und 1901 entstanden – nach der Vorlage der Novelle „Romeo und Julia auf dem Dorfe“ des Schweizer Autors Gottfried Keller. Obwohl der Komponist wie auch seine Werke bis heute nahezu in Vergessenheit geraten sind, ist das Orchesterzwischenspiel mehrmals arrangiert und aufgeführt worden.
Es ist die Geschichte zweier junger Bauernkinder, deren Liebe durch die Feindschaft ihrer Familien in der irdischen Welt keine Erfüllung findet – und die darum den gemeinsamen ewigen Frieden im Fluss suchen.
Der Spaziergang zum Paradiesgarten ist eine zauberhafte Komposition, in der Motive aus den vorangegangenen fünf Szenen aufgegriffen werden, die aber eine ganz eigene atmosphärische Welt schafft: Die warme, ruhige Melodie gleich zu Beginn in den Bläsern schenkt den beiden Liebenden einen kurzen tröstlichen Moment des Glücks im Paradiesgarten, in der freien Natur – fernab vom Rest der Welt und wenn auch nur flüchtig.
Und auch mit dem anschließenden Stück bleibt die Stimmung eine berührende, romantische: Die einsätzige Romanze für Viola und Orchester op. 85 gilt als eines der schönsten Werke von Max Bruch. Das HfMDK Symphonieorchester erhält solistische Verstärkung durch Jelena Antić. Die junge Bratschistin aus der Klasse von Prof. Tabea Zimmermann will in dieser melodienreichen Komposition die breite Palette der klanglichen Möglichkeiten ihres Instrumentes ausspielen und damit das Publikum immer wieder aufs Neue mitreißen ...
»Jede Note dieser Romanze berührt mich auf eine intime und emotionale Weise. Mein Ziel ist es, die auf dem Papier festgehaltenen Gedanken in lebendige Musik umzuwandeln, die hoffentlich an diesem Abend die Herzen der Zuhörer auf besondere Weise anspricht. Die Melodien dieser Romanze wecken in mir auch nostalgische Gefühle und die Liebe zu meiner Heimat, weshalb sie einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen einnimmt. Ich freue mich, Teil dieses Projektes zu sein, denn eines weiß ich mit absoluter Sicherheit: Liebe ist die Essenz des Lebens.«Jelena Antić, Bratschistin der Klasse Prof. Tabea Zimmermann
Nach der Pause wird die Atmosphäre eine kontrastreichere, aufwühlendere, expressivere: In seiner Romeo und Julia Suite 1 und 2 porträtiert Sergej Prokofjew mit ungeheurer Ausdruckskraft die einzelnen Charaktere und Personen – und damit die ganz großen Gefühle der Menschheit: von der innigen Liebe und Leidenschaft über die tiefste Verzweiflung bis hin zum unversöhnlichen Hass. Seine unnachahmlichen Mittel: raffinierte Instrumentierung, farben- und kontrastreiche Melodien, energisch-kraftvolle, stampfende Rhythmen, teilweise extrem verdichtete Harmonik.
Prokofjew schrieb sein Ballett Romeo und Julia (Op. 64) im Jahr 1935 und orientierte sich dabei sehr eng an der literarischen Vorlage von William Shakespeare. Aus diesem musikalischen Material stellte er insgesamt drei Konzertsuiten zusammen, gab hierzu jedoch keine verbindliche Reihenfolge der einzelnen Nummern vor, sondern ermöglicht die individuelle Zusammenstellung – ohne Chronologie der einzelnen Sätze zum Originalwerk. Michael Sanderling wählte für den Konzertabend am 11. Januar folgende sechs Stücke aus den Suiten 1 und 2: Die Montagues und die Capulets; Julia; Tanz; Romeo und Julia; Romeo an Julias Grab; Tybalts Tod.
Die insgesamt mehr als 90 jungen Orchestermusiker*innen werden den Besucher*innen mit diesem Konzertprogramm ein musikalisch und technisch gleichermaßen anspruchs- und klangvolles Hörerlebnis präsentieren.
Die Mitwirkenden
Die fünfundzwanzigjährige Jelena Antić aus Serbien studiert seit Oktober 2022 in der Klasse von Prof. Tabea Zimmermann. Ihr erster musikalischer Kontakt war das Klavier, bevor sie mit acht Jahren begann, Violine in der Musikschule für begabte Kinder in Cuprija zu lernen. Mit dreizehn wechselte sie schließlich zur Bratsche. Musikalische Stationen ihrer Ausbildung waren außerdem Belgrad, Dresden und Berlin.
Jelena Antić ist leidenschaftliche Kammermusikerin, spielt aber auch gerne im Orchester und unterrichtet gerne. Seit Juli 2022 hilft sie in der Dresdner Philharmonie aus sowie beim hr-Sinfonieorchester, dem DSO Berlin, dem Ensemble Resonanz, der Niederbayerischen Philharmonie usw. Sie nahm an zahlreichen nationalen und internationalen Wettbewerben in den Disziplinen Bratsche und Kammermusik teil. Als Solistin hat sie ihre Schule bei verschiedenen Festivals in Serbien vertreten, und als Orchestermitglied trat sie in ganz Europa bei verschiedenen Festivals auf.
Seit September 2024 studiert Jelena Antić im Master Instrumentalpädagogik in der Klasse von Prof. Tabea Zimmermann an der HfMDK. In der Spielzeit 2024/25 ist sie Gastmitglied der Oper Frankfurt. Als Ausgleich zur Bratsche liest Jelena Antić gerne Bücher über Psychologie oder zeichnet.
Michael Sanderling ist seit der Saison 2021/2022 Chefdirigent des Luzerner Sinfonieorchesters, zuvor hatte er von 2011 bis 2019 die Chefposition bei der Dresdner Philharmonie inne. Gastengagements führten ihn u. a. zu den Berliner Philharmonikern, zum WDR Sinfonieorchester, SWR Symphonieorchester, Tonhalle-Orchester Zürich, Concertgebouworkest Amsterdam, Orchestre de Paris, NHK Symphony Orchestra oder zum Toronto Symphony Orchestra. Eine besonders enge Zusammenarbeit verbindet ihn mit dem Gewandhausorchester Leipzig und dem Konzerthausorchester Berlin. Seine Musikerkarriere begann er als Solocellist des Gewandhausorchesters Leipzig und anschließend des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin, bevor er seinen Fokus aufs Dirigieren legte. Als leidenschaftlicher Förderer der jungen Musiker*innengeneration unterrichtet er seit 1998 an der HfMDK Frankfurt und arbeitet regelmäßig mit namhaften deutschen Jugendorchestern zusammen. Zum Wintersemester 2023/2024 hat er die musikalische Leitung des Symphonieorchesters der HfMDK übernommen.
Es ist ein besonderes Ensemble, das Symphonieorchester der HfMDK. Denn die Besetzung wechselt. Studierende finden im Rahmen der künstlerischen Instrumentalausbildung immer wieder neu zu einem homogenen Klangkörper zusammen. Sie lernen das Miteinandermusizieren und erarbeiten ein stilistisch breit gefächertes Repertoire. Am Ende einer Arbeitsphase steht meist ein Konzert, um in Dialog mit dem Publikum zu treten, oder die Aufnahme für eine imaginäre Zuhörerschaft. Musikalischer Leiter ist seit dem Wintersemester 2023/24 Prof. Michael Sanderling. Das Orchester gastiert regelmäßig auch außerhalb der Hochschule, so im Sendesaal des Hessischen Rundfunks, in der Heilig-Geist-Kirche in Frankfurt oder in der Basilika Kloster Eberbach beim Rheingau Musik Festival.