Mendelssohns „Elias“ beim Rheingau Musik Festival
Mit dem Oratorium „Elias“ von Felix Mendelssohn Bartholdy sind der Hochschulchor, der Kammerchor und das Symphonieorchester der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt (HfMDK) dieses Jahr unter der Leitung von Florian Lohmann am 27. Juni 2024 um 19 Uhr beim Rheingau Musik Festival im Kloster Eberbach zu Gast.
Als Prophet Elias ist der Bariton Danylo Matviienko aus dem Ensemble der Oper Frankfurt zu hören. Die anderen solistischen Partien werden von der Sopranistin Eva-Maria Hartmann, der Altistin Ulrike Malotta und dem Tenor Julian Habermann gestaltet; alle drei sind Alumni der HfMDK. Am 29. Juni wird das Oratorium ab 19.30 Uhr im Großen Saal der Hochschule ein zweites Mal aufgeführt, wobei die Leitung an diesem Abend in den Händen von Studierenden der Chorleitungsklasse von Prof. Florian Lohmann liegt.
„Elias“, op. 70 von Felix Mendelssohn Bartholdy
Über zehn Jahre seines Lebens beschäftigte sich Mendelssohn mit dem „Elias“-Stoff, der ihn deshalb besonders interessiert haben mag, weil die Geschichte zwischen Judentum und Christentum verankert ist, wie es das Leben des Komponisten auch war: In eine traditionsreiche jüdische Familie hineingeboren, wurde er später aus gesellschaftlichen Gründen protestantisch getauft, sodass er immer zwischen den beiden Welten zu Hause war.
Für seinen „Elias“ kombinierte Mendelssohn den von Bach und Haydn geprägten Oratorienstil gekonnt mit der tiefen Gefühlswelt der Romantik. Eine besondere Wirkung entfalten die zahlreichen, charakterlich sehr unterschiedlichen Chorpassagen des Werkes, in denen die beiden Hochschulchöre ihre Interpretationskunst eindrucksvoll hören lassen können.
Der Prophet Elias, der dem Alten Testament zufolge die zwischenzeitlich den Gott Baal anbetenden Israeliten wieder zum Glauben an den Gott Jahwe bekehren kann, tritt bei Mendelssohn als Unheilsbote, als Zorniger, als Missverstandener und als Zweifelnder auf. Mit der Ankündigung einer tatsächlich eintretenden Dürrekatastrophe macht er sich Feinde und verliert danach als Ausgestoßener beinahe den Glauben an sich selbst und an Gott. Doch Jahwe lässt schließlich in der Einöde mit einem leisen Säuseln von sich hören, sodass Elias neuen Mut für seinen Sendungsauftrag schöpft und ihn letztlich auch erfüllen kann. Als Prophet wird er somit nicht als unangreifbarer Übermensch präsentiert, sondern sieht sich stark mit den eigenen menschlichen Gefühlen konfrontiert. Auch diese Nahbarkeit des Protagonisten hat neben der kompositorischen Exzellenz Mendelssohns sicherlich zur stets begeisterten Aufnahme des Oratoriums seit seiner Uraufführung 1846 in Birmingham bis heute beigetragen.
Das Gastspiel der HfMDK im Kloster Eberbach findet mit freundlicher Unterstützung der Deutsche Bank Stiftung statt. Das Konzert wird von Tonmeistern der HfMDK mitgeschnitten und im Rahmen der Kulturpartnerschaft mit hr2-kultur zu einem späteren Zeitpunkt gesendet.
Das Rheingau-Gastspiel von 2023
Die Mitwirkenden
Felix Mendelssohn Bartholdy: „Elias“, op. 70
Eva-Maria Hartmann: Sopran
Ulrike Malotta: Alt
Julian Habermann: Tenor (am 27. Juni); Yuli Zhang: Tenor (am 29. Juni)
Danylo Matviienko: Bariton
Hochschulchor, Kammerchor und Symphonieorchester der HfMDK
Leitung: Florian Lohmann (27. Juni)
und Studierende der Chorleitungsklasse von Prof. Florian Lohmann (29. Juni)
Eva-Maria Hartmann studierte im Masterstudiengang Gesang an der HfMDK Frankfurt bei Prof. Thilo Dahlmann, nachdem sie ihr Bachelorstudium in Stuttgart absolviert hatte. Sie sang bereits u.a. im Rahmen diverser Projekte die Partie der Mimì in Puccinis „La Bohème“, Ausschnitte aus Schönbergs „Erwartung“, die Partie der Rusalka in Dvořáks gleichnamiger Oper sowie die Partie der Marie in Smetanas „Die verkaufte Braut“. Als Interpretin geistlicher Werke von Bach, Mendelssohn, Haydn, Orff u.v.m. konnte sie sich bereits im Rahmen zahlreicher Konzerte einen Namen machen. Auch dem Kunstlied widmet die international engagierte Sopranistin viel Aufmerksamkeit. So ist sie auch auf der Ende 2023 erschienenen CD „Liedstadt Frankfurt“ mit Kompositionen aus den Jahren 1878 bis 1933 zu hören, die mit Studierenden, Lehrenden und Alumni der HfMDK produziert wurde und eine Reihe von Ersteinspielungen enthält. Im Sommer 2024 erscheint ihre Solo-CD „Love Story Short“, die sie mit dem Pianisten Hilko Dumno aufgenommen hat.
Ulrike Malottas einfühlsames Musizieren und ihre starke Bühnenpräsenz haben die Mezzosopranistin in kurzer Zeit zu einer international gefragten Künstlerin gemacht. In der Saison 2023/24 gibt sie ihre Debüts in der Elbphilharmonie sowie der Tonhalle Zürich. Internationale Konzertreisen führten sie bereits ins europäische Ausland sowie nach Südafrika, Russland, Kanada und Israel. Ulrike Malotta studierte Gesang an den Musikhochschulen von München und Frankfurt. Sie besuchte Meisterkurse bei Christa Ludwig, Christian Gerhaher, Helmut Deutsch, Andreas Scholl, Angelika Kirchschlager, Rudolf Piernay und Helmuth Rilling und arbeitete bereits mit Orchestern wie der Akademie für Alte Musik, den Bochumer Symphonikern, dem Münchner Rundfunkorchester und den Bamberger Symphonikern zusammen.
Der aus der Ukraine stammende Bariton Danylo Matviienko wechselte zu Beginn der Saison 2021/22 vom Opernstudio, dem er seit 2019/20 angehörte, in das Ensemble der Oper Frankfurt. Zuvor war er Mitglied der Opernakademie des Teatr Wielki Warschau und des Opernstudios der Opéra National de Paris. An der Oper Frankfurt tritt er in der Saison 2023/24 als Graf Almaviva in der Neuinszenierung von „Le Nozze di Figaro“, als Don Polidoro in „L‘Italiana in Londra“ und als Albert in „La Juive“ auf, zudem als Papageno in „Die Zauberflöte“. Neben seiner musikalischen Ausbildung in Donezk schloss Danylo Matviienko an der dortigen Universität zusätzlich ein Mathematikstudium ab.
Julian Habermann war in seiner Kindheit und Jugend Mitglied der Regensburger Domspatzen und studierte später an den Musikhochschulen von Würzburg und Frankfurt. Seit 2021 bildet er sich unter der Anleitung von Lioba Braun weiter. Der Künstler war Preisträger im Juniorwettbewerb des Bundeswettbewerbs Gesang sowie beim internationalen Liedwettbewerb „Das Lied“, außerdem Stipendiat beim Heidelberger Frühling und beim Kissinger Sommer. Von 2019 bis 2022 gehörte er dem Ensemble des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden an. Er ist ein europaweit gefragter Konzertsolist, u.a. für Bachs Passionen und das Weihnachtsoratorium. Auftritte führten ihn bereits in die Tonhalle Zürich, ins Théâtre des Champs Elysées, in die Philharmonie Berlin, das Concertgebouw Amsterdam und die Elbphilharmonie.
Seit dem Wintersemester 2019/20 unterrichtet Florian Lohmann als Professor für Chorleitung an der HfMDK Frankfurt. Dort ist er verantwortlich für die chorleiterische Ausbildung sowohl in der Kirchenmusikabteilung als auch im Bachelor- und Masterstudiengang Künstlerische Ausbildung Musik (KAM) und leitet den Kammer- und den Hochschulchor. Er selbst studierte Schulmusik, Germanistik, Gesang und Gesangspädagogik und war Stipendiat der Evangelischen Studienstiftung Villigst. Seit mehr als zehn Jahren ist er künstlerischer Leiter der Capella St. Crucis und des Collegium Vocale in Hannover. Einladungen zu Festivals und Wettbewerben im In- und Ausland sowie CD- und Rundfunkproduktionen im gesamten stilistischen Spektrum von der historischen Aufführungspraxis bis hin zur zeitgenössischen Vokalmusik, einschließlich einiger Uraufführungen, dokumentieren seine Arbeit. 2022 wurde ihm ein Hessischer Hochschulpreis für Exzellenz in der Lehre verliehen.
Der Hochschulchor der HfMDK Frankfurt setzt sich aus Studierenden verschiedenster Studiengänge aller Fachbereiche zusammen. Das Ensemble erarbeitet stilistisch breit gefächerte Konzertprogramme – a cappella, kammermusikalisch begleitet und mit großer Orchesterbesetzung. Kooperationen führten den Chor bereits mehrfach in den Großen Saal der Alten Oper Frankfurt, wo er u.a. beim Deutschen Chorfest auftrat. Des Weiteren besteht eine Zusammenarbeit mit der Abteilung für Historische Interpretationspraxis der HfMDK, im Zuge derer der Chor sich beispielweise bereits an den Barocknächten beteiligt hat. Eine intensive Zusammenarbeit im oratorischen Repertoire verbindet den Hochschulchor mit dem Symphonieorchester der HfMDK. Seit Herbst 2019 leitet Prof. Florian Lohmann das Ensemble.
Der Kammerchor der HfMDK Frankfurt präsentiert bei seinen Auftritten anspruchsvolle Chorwerke von der Renaissance bis zur Moderne. Studierende verschiedenster Studiengänge aus allen Fachbereichen erarbeiten unter der Leitung von Prof. Florian Lohmann stilistisch ausgefeilte und einem brillanten und zugleich homogenen Chorklang verpflichtete Interpretationen. Sie musizieren dabei auch solistisch und in Solo-Ensembles aus dem Chor heraus. Darüber hinaus bietet der Kammerchor den Hauptfach-Studierenden im Fach Chorleitung die Möglichkeit, selbst Proben zu leiten und Konzerte zu dirigieren. Auch außerhalb der Hochschule tritt das Ensemble auf, wie z.B. bei der Stuttgarter Stunde der Kirchenmusik.
Das Symphonieorchester der HfMDK Frankfurt setzt sich vornehmlich aus Studierenden der Bachelor- und Masterstudiengänge Künstlerische Ausbildung Musik (KAM) mit einem Orchesterinstrument im Hauptfach zusammen und realisiert mehrmals im Semester musikalische Projekte, die entweder in ein Konzert oder in eine Audio- oder Videoaufnahme münden. Das Ensemble, dessen musikalischer Leiter seit dem Wintersemester 2023/24 Prof. Michael Sanderling ist, arbeitet in wechselnden Besetzungen, um allen Studierenden eine Teilnahme zu ermöglichen, deren Curriculum das Orchesterspiel vorsieht. Das gespielte Repertoire ist breit gefächert, um möglichst viele charakteristische Kompositionen aus allen Epochen und Stilrichtungen der abendländischen Symphonik abzudecken. Regelmäßig finden Projekte mit den Hochschulchören sowie Opernproduktionen in Zusammenarbeit mit der Gesangsabteilung der HfMDK statt.
Florian Lohmann dirigiert den Kammerchor während des Konzerts 2022 im Kloster Eberbach.
Foto: Marvin Fuchs