„Neuland betreten“ – Studierende drehen Demobandszene in historischer Kulisse
Demobänder sind heutzutage ein unverzichtbares Werkzeug für Schauspielabsolvierende, die in Film und Fernsehen Fuß fassen wollen. Sie bilden die Brücke zwischen Ausbildung und Berufseinstieg, indem sie in zwei- bis dreiminütigen Szenen die schauspielerische Bandbreite einer Person präsentieren. Doch wie setzt man eine Szene um, die nicht nur das Talent widerspiegelt, sondern auch eine künstlerische Herausforderung darstellt?
Die beiden Studierenden Lennart Klappstein und Yannick Sturm standen genau vor dieser Frage. Im Prozess der Szenenfindung stellten sie fest, dass sie als Schauspieler für historische Dramen, insbesondere Soldatenrollen, geeignet sein könnten. Doch eine historische Szene als Demoband? Das gab es an der HfMDK bisher nicht. „Also wagten wir es, Neuland zu betreten“, sagt Yannick Sturm.
Die Herausforderung einer historischen Szene
Ein historisches Setting bringt viele Herausforderungen mit sich. Ein modernes Auto im Hintergrund? Ein unpassendes Kostüm? Eine unbedachte Wortwahl? All das kann das historische Bild stören und den Eindruck einer Szene schmälern. Dennoch entschieden sich die beiden jungen Schauspieler, das Risiko einzugehen.
Ihre Szene spielte während des Zweiten Weltkriegs: Zwei junge, homosexuelle Wehrmachtssoldaten, die sich lieben, werden nach Kriegsbeginn an unterschiedliche Fronten geschickt. „Anton“ wird nach Frankreich versetzt und führt dort ein vergleichsweise angenehmes Leben, während „Hermann“ an die Ostfront muss und durch die Hölle geht. Nach zwei Jahren Trennung treffen sie sich an Weihnachten 1942 wieder – doch Anton hat sich aus Angst vor Repressalien mit einer Jugendfreundin verlobt. Es entspinnt sich ein emotional aufgeladenes Drama über Liebe, Verdrängung und die grausame Realität der Zeit.
Als Drehort bot sich das Logenhaus in Frankfurt an – eine Cocktailbar im Stil der 1920er- und 1930er-Jahre, die mit ihrer authentischen Einrichtung perfekt zu der Filmvision passte. Doch eine große Hürde blieb für das Filmteam: die Kostüme.
Die Kostümfrage: Ein finanzielles Hindernis
Zwei Wehrmachtssoldaten-Schauspieler benötigen originalgetreue Uniformen – doch woher nehmen? Weder das Schauspiel Frankfurt noch das Staatstheater Mainz oder andere Verleiher konnten den Studierenden weiterhelfen. Nach intensiver Recherche entdeckten sie schließlich das größte Kostümhaus Europas: „Theaterkunst“ in Berlin. Dieser renommierte Produktionsstandort, der bereits Filme wie Inglourious Basterds, Babylon Berlin und Im Westen nichts Neues ausgestattet hat, hatte die passenden Uniformen im Bestand. Allerdings lag die Leihgebühr trotz Studierendenrabatts bei stolzen 580 Euro.
Dank der Förderung der Gesellschaft der Freunde und Förderer der HfMDK (GFF) und der Hilfe des Filmschauspiels konnten die beiden Schauspieler ihre Film-Uniformen finanzieren.
» Diese Investition machte einen gewaltigen Unterschied. Unsere Charaktere mussten nicht mehr durch Skript oder Dialoge umständlich beglaubigt werden – allein das visuelle Erscheinungsbild sprach für sich. Ohne die Förderung der GFF wäre diese aufwendige und künstlerisch anspruchsvolle Umsetzung nicht möglich gewesen. Unsere Szene ist ein visuelles und schauspielerisches Highlight geworden, das uns erlaubt hat, unter professionellen Bedingungen zu arbeiten und erstklassiges Material für unsere Demobänder zu erhalten. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! «Yannick Sturm

Einladung zum Demoband-Showing
Wer sich selbst ein Bild machen möchte, ist herzlich eingeladen: Am 14. April 2025 um 21:00 Uhr findet das Showing der Demobandszenen im Studio (A 329) der HfMDK statt. Wer nicht live dabei sein kann, hat die Möglichkeit, die Szenen im Anschluss auf dem YouTube-Kanal der Hochschule zu sehen.