Liedstadt Frankfurt
Goldene Jahre! Die ungemein lebendige musikalische Welt Frankfurts in Zeiten tiefgreifender Veränderungen (1878–1933) wird hörbar in faszinierenden Liedern vieler zu Unrecht vergessener Komponist*innen. In der Reihe RARE WARE Lied erwachen sie zu neuem Leben.
Bei diesen Aufnahmen handelt es sich größtenteils um Ersteinspielungen – rare Ware, präsentiert von Studierenden, Lehrenden und Alumni der HfMDK. Die CD ist über unseren Ticketshop online bestellbar.
Vollendung und Aufbruch 1878–1933
Es waren goldene Jahre der Vollendung und des Aufbruchs im Frankfurter Musikleben!
1861 wurde mit dem Saalbau ein Konzerthaus von wunderbarer Akustik eröffnet. Die Frankfurter Museums-Gesellschaft sorgte für ein hochkarätiges Programm aus Sinfonie- und Kammerkonzerten. Das Lied wurde reich gepflegt!
1878 schlug die Stunde von Dr. Hoch’s Konservatorium (KON), dem ersten professionellen Ausbildungsinstitut für junge Musiker*innen. Direktor Joachim Raff feierte mit seiner Sinfonie „Im Walde“ auf der ganzen Welt Triumphe; seine schönen Lieder wurden überall gesungen. Er engagierte zwei berühmte Liedinterpret*innen: den Bariton Julius Stockhausen und die Pianistin Clara Schumann. Als Mäzenin förderte Mathilde von Rothschild Clara Schumanns Schülerfonds. Dass sie selbst sehr reizvoll komponierte, ist eine echte Entdeckung!
1880 wurde das prachtvolle Opernhaus (die heutige Alte Oper) feierlich eröffnet. Hier wirkte (nach Otto Dessoff) Ludwig Rottenberg, ein ebenso feinfühliger wie ausdrucksstarker Dirigent und Komponist, als Förderer der Avantgarde und Leiter zahlreicher Ur- und Erstaufführungen. Arnold Mendelssohn und Iwan Knorr unterrichteten schon vor dem Ersten Weltkrieg am Konservatorium. Ihre Liebe zum Lied übertrugen sie auf ihre Schüler*innen, darunter Clemens von Franckenstein, der später als Generalintendant des Münchner Hoftheaters wirkte.
1924 übernahm Bernhard Sekles die Leitung des KON. Als Komponist stand er der Moderne nah; als fortschrittlicher Pädagoge wies er Rudi Stephan, der viel zu früh im Ersten Weltkrieg fiel, und Paul Hindemith kompositorisch neue Wege. Von dem stilistischen Aufbruch der 1920er Jahre zeugt die Einrichtung der weltweit ersten Jazzklasse. Jüdische Komponisten wie Willy Salomon, Max Kowalski oder Nathan Ehrenreich hatten ihren festen Platz im Konzertleben. Dieser Blütezeit setzte der Nationalsozialismus ein jähes Ende.
Unsere CD enthält zahlreiche Ersteinspielungen zu Unrecht vergessener Komponist*innen und lässt uns an den spannenden Entwicklungen dieser kreativen Zeit teilhaben.
Text: Dr. Ulrike Kienzle
Liedstadt Frankfurt: Goldene Jahre (1878–1933)
Steigen Sie noch tiefer in die musikhistorischen Hintergründe ein: Musikwissenschaftlerin Dr. Ulrike Kienzle hat zu dem von Hedayet Jonas Djeddikar zusammengestellten CD-Programm ausführlich recherchiert und ergründet das Frankfurter Musikleben, die Komponist*innen und Lieder der CD mit Scharfsinn und Liebe zum Detail. Sie zeichnet kompositorische Umbrüche nach und legt besonderes Augenmerk auf die Schicksale jüdischer Komponist*innen. Angereichert durch vielfältige Abbildungen.
Liedstadt Frankfurt: Tracklist der CD
Online-Verkauf für 5 Euro
Die Lieder
Ständchen
Joachim Raff (1822-1882): Ständchen, WoO 23
Theodore Browne, Tenor
Text: C. O. Sternau/Otto Julius Inkermann (1823-1862)
Der den Himmel und die Erden
schützt mit seiner Vaterhut,
Läßt es dort auch Friede werden,
Wo mein liebes Liebchen ruht.
Liebchen schlumm're, schlumm're weiter,
Bis ein lichter Streif sich zeigt,
Bis auf goldner Himmelsleiter
Hell der Morgen niedersteigt.
Kannst die Äuglein friedlich senken,
Denn dein Treugeliebter wacht;
Mußt im Traum auch mein gedenken,
Liebes Liebchen, gute Nacht!
Devotionale
Willy Salomon (1891-1958): Devotionale Op.3/1
Erstaufnahme
Konstantin Paganetti, Bariton
Text: Otto Julius Bierbaum (1865-1910)
Schöne du, Erbarmerin,
Weil mir deine Augen lachen:
Nimm mein Lied in Gnaden hin -
Schöne du, Erbarmerin.
Nimm mein Herz in deine Hand,
Wieg mein Lied in Trost und Träume,
Schöne, himmelhergesandt,
Nimm mein Herz in deine Hand.
Alles wird dann ruhig sein,
Denn die Heimat ist gefunden.
Kehrt mein Herz in deinem ein,
Alles wird dann ruhig sein.
Liebeslied
Ludwig Rottenberg (1864-1932): Liebeslied
Erstaufnahme
Sofia Pavone, Mezzosopran
Text: Rainer Maria Rilke (1875-1926)
Wie soll ich meine Seele halten, daß
sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie
hinheben über dich zu andern Dingen?
Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas
Verlorenem im Dunkel unterbringen
an einer fremden stillen Stelle, die
nicht weiterschwingt, wenn deine Tiefen schwingen.
Doch alles, was uns anrührt, dich und mich,
nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich,
der aus zwei Saiten eine Stimme zieht.
Auf welches Instrument sind wir gespannt?
Und welcher Spieler hat uns in der Hand?
O süßes Lied.
Zum Einschlafen zu sagen
Ludwig Rottenberg (1864-1932): Zum Einschlafen zu sagen
Erstaufnahme
Sofia Pavone, Mezzosopran
Text: Rainer Maria Rilke (1875-1926)
Ich möchte jemanden einsingen,
Bei jemandem sitzen und sein.
Ich möchte dich wiegen und kleinsingen
Und begleiten schlafaus und schlafein.
Ich möchte der Einzige sein im Haus,
Der wüsste: die Nacht war kalt.
Und möchte horchen herein und hinaus
In dich, in die Welt, in den Wald.
Die Uhren rufen sich schlagend an,
Und man sieht der Zeit auf den Grund.
Und unten geht noch ein fremder Mann
Und stört einen fremden Hund.
Dahinter wird Stille. Ich habe groß
Die Augen auf dich gelegt;
Und sie halten dich sanft und lassen dich los,
Wenn ein Ding sich im Dunkel bewegt.
Ich und Du
Max Kowalski (1882-1956): Ich und Du, Fünf Lieder Op. 16
Erstaufnahme
Konstantin Paganetti, Bariton
Text: Friedrich Hebbel (1813-1863)
Wir träumten voneinander
Und sind davon erwacht.
Wir leben, um uns zu lieben,
Und sinken zurück in die Nacht.
Du tratst aus meinem Traume,
Aus deinem trat ich hervor,
Wir sterben, wenn sich Eines
Im andern ganz verlor.
Auf einer Lilie zittern
Zwei Tropfen, rein und rund,
Zerfließen in Eins und rollen
Hinab in des Kelches Grund.
Bestimmung
Max Kowalski (1882-1956): Bestimmung, Fünf Lieder Op. 16
Erstaufnahme
Konstantin Paganetti, Bariton
Text: Ricarda Huch (1864-1947)
Was ist in deiner Seele,
Was ist in meiner Brust,
Daß ich mich dir befehle,
Daß du mich lieben mußt?
Vom Haus, wo ich gewohnt
Und zart behütet bin,
Ziehst du mich, wie der Mond,
Nachtwandelnd zu dir hin.
Gewissheit
Max Kowalski (1882-1956): Gewissheit, Fünf Lieder Op. 16
Erstaufnahme
Konstantin Paganetti, Bariton
Text: Ernst Lissauer (1882-1937)
So ganz bin ich erfüllt von Tageswonne.
Mir ist des Mondes silbern sanfter Gleiß nur selige Gewähr,
Daß in verhülltem Raum fortleuchte die versunkene Sonne.
Von unsichtbarem Tage ist er weiß.
Gewißheit neuen Morgens leuchtet er.
Der Tag klingt ab
Max Kowalski (1882-1956): Der Tag klingt ab, Fünf Lieder Op. 16
Erstaufnahme
Konstantin Paganetti, Bariton
Text: Friedrich Nietzsche (1844-1900)
Der Tag klingt ab, es gilbt sich Glück und Licht,
Mittag ist ferne.
Wie lange noch? Dann kommen Mond und Sterne
Und Wind und Reif: nun säum ich länger nicht,
Der Frucht gleich, die ein Hauch vom Baume bricht.
An eine kleine Schöne
Max Kowalski (1882-1956): An eine kleine Schöne, Fünf Lieder Op. 16
Erstaufnahme
Konstantin Paganetti, Bariton
Text: Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
Kleine Schöne, küsse mich.
Kleine Schöne, schämst du dich?
Küsse geben, Küsse nehmen,
Darf dich jetzo nicht beschämen.
Küsse mich noch hundertmal!
Küß’ und merk’ der Küsse Zahl.
Ich will dir, bei meinem Leben,
Alle zehnfach wiedergeben,
Wenn der Kuß kein Scherz mehr ist,
Und du zehn Jahr älter bist.
Suleika spricht
Arnold Mendelssohn (1855-1933): Suleika spricht
Erstaufnahme
Sofia Pavone, Mezzosopran
Text: Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
Der Spiegel sagt mir: ich bin schön!
Ihr sagt: zu altern sei auch mein Geschick.
Vor Gott muß alles ewig stehn,
In mir liebt ihn für diesen Augenblick.
Ich bin so allein
Paul Hindemith (1895-1963): Ich bin so allein
Erstaufnahme
Sofia Pavone, Mezzosopran
Text: Else Lasker-Schüler (1869-1945)
Fänd ich den Schatten
Eines süßen Herzens.
- Oder mir jemand
Einen Stern schenkte -
Immer fingen ihn
Die Engel auf
So hin und her.
Ich fürchte mich
Vor der schwarzen Erde.
Wie soll ich fort?
Möchte in den Wolken
Begraben sein,
Überall wo Sonne wächst,
Liebe dich so!
Du mich auch?
Sag es doch —
Schlaflied
Paul Hindemith (1895-1963): Schlaflied
Erstaufnahme
Sofia Pavone, Mezzosopran
Text: Guido Gezelle (1830-1899), Rudolf Alexander Schröder (1878-1962)
Weh mir nun sachte, du seufzender Wind,
Wieg mir und schaukle das schläfernde Kind,
Spiel um sein wichtelich Antlitz gelaß;
Leise! Da schlummert mein Jesulein baß.
Palmen, die rührend und wogende seid,
Stillt um mein Kindchen die Zweige'ne Zeit.
Engelchen, leise, ach Jesulein will schlafen,
Eur Zungen und Harfen nun still!
Vögelchen schweigt, die da hüpfet und springt,
Tautröpfchen, leise, nicht läutet noch blinkt!
Sonne verhalte die sengenden Schäft,
Kindelein Jesu will schlafen, es schläft!
Juli
Johann Friedrich Hoff (1886-1964): Juli Op. 2/7
Erstaufnahme
Konstantin Paganetti, Bariton
Text: Theodor Storm (1817-1888)
Klingt im Wind ein Wiegenlied,
Sonne warm herniedersieht,
Seine Ähren senkt das Korn,
Rote Beere schwillt am Dorn,
Schwer von Segen ist die Flur -
Junge Frau, was sinnst du nur?
Liebesode
Nathan Ehrenreich (1893-1966): Liebesode
Erstaufnahme
Jessica Seo Jin Lee, Sopran
Text: Otto Erich Hartleben (1864-1905)
Im Arm der Liebe schliefen wir selig ein,
Am offnen Fenster lauschte der Sommerwind,
Und unsrer Atemzüge Frieden
Trug er hinaus in die helle Mondnacht. --
Und aus dem Garten tastete zagend sich
Ein Rosenduft an unserer Liebe Bett
Und gab uns wundervolle Träume,
Träume des Rausches -- so reich an Sehnsucht!
Der Seufzer
Nathan Ehrenreich (1893-1966): Der Seufzer
Erstaufnahme
Jessica Seo Jin Lee, Sopran
Text: Christian Morgenstern (1871-1914)
Ein Seufzer lief Schlittschuh auf nächtlichem Eis
Und träumte von Liebe und Freude.
Es war an dem Stadtwall, und schneeweiß
Glänzten die Stadtwallgebäude.
Der Seufzer dacht’ an ein Maidelein
Und blieb erglühend stehen.
Da schmolz die Eisbahn unter ihm ein -
Und er sank - und ward nimmer gesehen.
So regnet es sich langsam ein
Nathan Ehrenreich (1893-1966): So regnet es sich langsam ein
Erstaufnahme
Jessica Seo Jin Lee, Sopran
Text: Cäsar Flaischlen (1864-1920)
So regnet es sich langsam ein
Und immer kürzer wird der Tag
Und immer seltener der Sonnenschein.
Ich sah am Waldrand gestern ein paar Rosen stehn.
Gib mir die Hand und komm...
Wir wollen sie uns pflücken gehn.
Es werden wohl die letzten sein!
September-morgen
Johann Friedrich Hoff (1886-1964): Septembermorgen Op. 8/2
Erstaufnahme
Konstantin Paganetti, Bariton
Text: Eduard Mörike (1804-1875)
Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fließen.
Rêverie
Mathilde von Rothschild (1832-1924): Rêverie
Erstaufnahme
Jessica Seo Jin Lee, Sopran
Text: D. Federman (Lebensdaten unbekannt) nach Robert Reinick (1805-1852)
Nous errions par un frais chemin,
Bordé des roses,
Samain pressait ma main,
Sa voix disait de douces choses.
La lune rayonnait aux cieux
Dans tous ses charmes;
Alors, je vis briller dans ses yeux
De tendres larmes.
Die Einsame
Iwan Knorr (1853-1916): Die Einsame
Erstaufnahme
Jessica Seo Jin Lee, Sopran
Text: Volkslied
Es ist ein Schnee, ein tiefer Schnee gefallen
Und ist doch noch kein’ Zeit!
Ich hab’ so lang mein’ Schatz nit seh’n,
Der Weg ist ihm verschneit!
Ach Lieb, tu dich erbarmen,
Weil ich so elend bin!
Ach schliess’ mich in deinen Arm,
So fährt der Winter hin!
Im Einschlafen
Rudi Stephan (1887-1915): Im Einschlafen
aus „Sieben Lieder nach verschiedenen Dichtern“
Eva-Maria Hartmann, Sopran
Text: Bruno Goetz (1885-1954)
Mich rief ein Ton aus weiter Ferne,
den ich mit trunkenem Ohr vernahm,
ernst lauschend saß ich tief im Dunkel,
ich wusste nicht woher er kam.
Ich fühlte nur aus ew'gen Räumen
ward heimlich mir ein Gruß gesandt.
Ich fühlte nur, wie alles Leben
tief unter mir in Nichts verschwand.
Mich tragen große starke Flügel
erbrausend aufwärts durch Nacht,
aus sumpfgebornen dumpfen Träumen
bin ich zu hohem Glück erwacht.
Die wilden Flammen sind verlodert
und lösten sich in dünnen Rauch.
In reiner wunderdunkler Stille
vergeh ich wie ein leichter Hauch.
Sonntag
Rudi Stephan (1887-1915): Sonntag
aus „Sieben Lieder nach verschiedenen Dichtern“
Eva-Maria Hartmann, Sopran
Text: Otto Julius Bierbaum (1865-1910)
Sonntagsfriede liegt
Heilig über der Stadt;
Ach, wie ist mein Herz
Seiner Wochen satt.
Quälen, Keuchen, Kampf
Um ein kärglich Brot, -
Ach, wann machst du frei,
Lebenssonntag, - Tod.
Dir
Rudi Stephan (1887-1915): Dir
aus „Sieben Lieder nach verschiedenen Dichtern“
Eva-Maria Hartmann, Sopran
Text: Hinrich Hinrichs (Lebensdaten unbekannt)
Meine Seele ist nun still geworden,
wie in einem jungen, heil'gen Hain;
unter vollen, seligen Akkorden
bricht des Tages Glanz herein.
Eine Klarheit nah und ferne;
und tritt ernst die Nacht herfür,
segnend stehn zwei helle Sterne:
Deine Augen über mir.
Sei still
Joachim Raff (1822-1882): Sei still Op. 73/8
Theodore Browne, Tenor
Text: H. Nordheim/Henriette von Schorn (1897-1869)
Ach, was ist Leben doch so schwer,
Wenn, was Du lieb hast, ist nicht mehr!
Aber sei still!
Weil Gott es will.
Ach, was ist Sterben doch so schwer,
Wenn, was Du lieb hast, weint umher.
Aber sei still!
Weil Gott es will.
Ach, Leben, Sterben wär' nicht schwer,
Wenn unser Herz nur stille wär'!
Darum sei still!
Weil Gott es will.
In Meeres Mitten
Bernhard Sekles (1872-1934): Vier Lieder Op. 18
In Meeres Mitten
Erstaufnahme
Thilo Dahlmann, Bassbariton
Text: Friedrich Rückert (1788-1866)
In Meeres Mitten stehet ein Altar,
Gebaut aus Perlenmuscheln und Korallen,
Wohin man sieht an einem Tag im Jahr
Meerbräute mit Meerbräutigamen wallen.
Die Bräute tragen langes grünes Haar,
Und haben Augen leuchtend wie Kristallen.
Ein Priester steht und segnet Paar um Paar;
Wozu im Windzug Meeresorgeln hallen.
Wenn ich zu Walde geh’
Bernhard Sekles (1872-1934): Vier Lieder Op. 18
Wenn ich zu Walde geh’
Erstaufnahme
Thilo Dahlmann, Bassbariton
Text: Friedrich Rückert (1788-1866)
Wenn ich zu Walde geh' mit meiner Schönen,
So gucken vor aus allen Büschen Faunen,
Die in die siebenröhrige Flöthe stöhnen,
Daß sie Gefallen finden an der Braunen.
Und wenn wir gehn zum Strand hinab, so dröhnen
Tritonen laut in ihre Meerposaunen,
Ein Zeichen gebend allen Wogensöhnen,
Des festen Lands Meerwunder anzustaunen.
In der Lüfte Blau
Bernhard Sekles (1872-1934): Vier Lieder Op. 18
In der Lüfte Blau
Erstaufnahme
Thilo Dahlmann, Bassbariton
Text: Friedrich Rückert (1788-1866)
Ich stieg, ein Vogel, in der Lüfte Blau,
Die Sonne war hinab mit ihrem Glanze;
Im Abendsterne stand die schönste Frau
Und schlug ein Saitenspiel alswie zum Tanze.
Die Sterne traten an des Hinnnels Kranze
Hervor, und horchten auf das Lied genau;
Sie kreisten schweigend, und es fiel der Thau
Zur Erd' hinab auf jede durst'ge Pflanze.
Epilog
Bernhard Sekles (1872-1934): Vier Lieder Op. 18
Epilog
Erstaufnahme
Thilo Dahlmann, Bassbariton
Text: Friedrich Rückert (1788-1866)
Ich sprach: O Herz! dies alles war ein Traum;
Und was er deutet, ist nicht schwer zu sagen:
Die Liebe wirkt der Welten gold’nen Zaum,
Und ihre Ketten muß die Schöpfung tragen.
Die Liebe füllt mit seligem Behagen
Der Erde Tiefen und der Meere Schaum,
Des Himmels Höhn, den blühn’den Frühlingsraum
Füllt sie mit Rosen und mit süßen Klagen.
Vorfrühling
Clemens von Franckenstein (1875-1942): Vorfrühling Op. 12/1
Erstaufnahme
Konstantin Paganetti, Bariton
Text: Hugo von Hofmannsthal (1874-1929)
Es weht der Frühlingswind
Durch kahle Alleen,
Seltsame Dinge sind
In seinem Wehen.
Lippen im Lachen
Hat er berührt,
Die weichen und wachen
Fluren durchspürt.
Er hat sich gewiegt,
Wo Weinen war,
Er hat sich geschmiegt
In zerrüttetes Haar.
Er glitt durch die Flöte,
Als schluchzender Schrei,
An dämmernder Röte
Flog er vorbei.
Er flog mit Schweigen
Durch flüsternde Zimmer
Und löschte im Neigen
Der Ampel Schimmer.
Es weht der Frühlingswind
Durch kahle Alleen,
Seltsame Dinge sind
In seinem Wehen.
Seltsame Dinge
Die er gebracht,
Von wo er gekommen
Seit gestern Nacht.
Sehnsucht
Arnold Mendelssohn (1855-1933): Sehnsucht
Erstaufnahme
Sofia Pavone, Mezzosopran
Text: Zacharias Werner (1768-1823)
Die Blüte, sie schläft so leise, so lind
Wohl in der Wiege von Schnee.
Einlullt sie der Winter: schlaf ein geschwind;
Schlaf ein, du blühendes Kind.
Das Kindlein weinet, es schläft sein Weh,
Im Traume, da lächelts
Es ziehn herab zu ihm aus duftiger Höh
Die Schwestern und lieben und blühn.
Und kommt der Mai dann wieder so lind,
Dann bricht er die Wiege von Schnee;
Er schüttelt die Blüte: Wach auf geschwind!
Wach auf, du welkendes Kind!
Sie hebt das Äuglein, es tut ihr weh,
Sie duftet, es rührt sich,
hinziehn muss sie zu ihm in leuchtende Höh,
wo strahlend die Brüderlein glühn.
Späte Rose
Bodo Wolf (1888-1965): Späte Rose Op. 9/2
Erstaufnahme
Thilo Dahlmann, Bassbariton
Text: Bernhard Flemes (1875-1940)
Einer späten Rose süße Lust
Weckt mir plötzlich alte Sommertage,
Die ich längst gestorben glaubte.
Nun stehn sie da,
Rote Rosen im Haar
Und lächeln verträumt
Und wissen nicht, wohin?
An meinen Händen fühl’ ich leises Greifen,
Ein sanftes Schmeicheln bettelt vor der Seele,
Und mit der lächelnden Schar zieh’ ich hinweg
(mit ihnen lächelnd) weit, weit.
Liebeslied
Bodo Wolf (1888-1965): Liebeslied Op. 95
Erstaufnahme
Thilo Dahlmann, Bassbariton
Text: Rainer Maria Rilke (1875-1926)
Wie soll ich meine Seele halten, daß
sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie
hinheben über dich zu andern Dingen?
Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas
Verlorenem im Dunkel unterbringen
an einer fremden stillen Stelle, die
nicht weiterschwingt, wenn deine Tiefen schwingen.
Doch alles, was uns anrührt, dich und mich,
nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich,
der aus zwei Saiten eine Stimme zieht.
Auf welches Instrument sind wir gespannt?
Und welcher Spieler hat uns in der Hand?
O süßes Lied.
Die Interpret*innen
RARE WARE Lied – Seltenes Hören
RARE WARE Lied ist ein hybrides Format, bestehend aus Konzerten, künstlerischer Forschung, Musikvermittlung und Audio-/Videoaufnahmen.
Die Grundthemen von RARE WARE Lied sind zum einen die Erforschung von und Beschäftigung mit besonders seltenem, zum Großteil in Vergessenheit geratenem Liedrepertoire, zum anderen die Entwicklung ungewöhnlicher Konzert- und Musikvermittlungsformate.
Gegründet 2019, wird es geprägt durch interdisziplinäre und interinstitutionelle Zusammenarbeit/Kooperationen sowie durch die Vernetzung aktueller Studierender mit Alumni und Lehrenden der HfMDK Frankfurt. Kooperationen gibt es u.a. mit dem Deutschen Literaturarchiv Marbach sowie der Klassik Stiftung Weimar.
Eine Auswahl bisheriger Programme:
Abende zu einzelnen Komponist*innen:
- Arnold Mendelssohn (1855 - 1933) unter Beteiligung des Musikwissenschaftlers und Pianisten Prof. Arnold Werner-Jensen
- Joachim Raff (1822-1882) unter Beteiligung der Musikwissenschaftlerin Dr. Ulrike Kienzle
- Bernhard Sekles (1872 - 1934) unter Beteiligung der Musikwissenschaftlerin Prof. Daniela Philippi
- Julian Mörth (*1990) unter Beteiligung des Komponisten
Thematische Abende:
- „Wien zur Zeit Gustav Mahlers“ Werke u.a. von Karl Weigl, Rudolf Krzyzanowski, Mathilde v. Kralik, Robert Fuchs und Hans Rott
- „Ferne Welten im Spiegel Frankreichs“ Werke von Philippe Gaubert
- „Die unbekannten Großen“ Seltene Werke bekannter Liedkomponisten
- „Komponist*innen/Singer/Songwriter“
- „Balladen von Martin Plüddemann“
- „‚..die im Dunkeln sieht man nicht‘ Licht aus - Lied an!“ Ein Liederabend im Dunkeln
Fragen & Kontakt
Mitwirkende und Dank
Aufnahmen
- Studierende, Alumni und Lehrende der HfMDK
- Aufnahme März–Juli 2023, Großer Saal der HfMDK
- Hedayet Jonas Djeddikar, Künstlerische Leitung
- Christoph Schulte, Tonmeister
CD und Website
- Lorna Lüers, Redaktion
- www.s-t-a-t-e.com, Gestaltung/Konzept CD
- Lisa Mahlberg, Gestaltung/Layout CD
- HOFA GmbH, Produktion CD
- Prof. Elmar Fulda, Präsident und Herausgeber
Ganz herzlich bedanken wir uns für vielfältige Unterstützung und großes Engagement bei Dr. Ann Kersting-Meuleman, Daniela Kabs, Jens Meier, Dr. Luitgard Schader und Johannes Wedeking sowie bei der Deutsche Bank Stiftung.