„Wölfinnen“ am Stadttheater Gießen
Noémie Ney spielt am Stadttheater Gießen.
Als nun Rotkäppchen in den Wald kam, begegnete ihr der Wolf. Rotkäppchen aber wusste nicht, was das für ein böses Tier war, und fürchtete sich nicht vor ihm.
Gebrüder Grimm
Ich hab‘ ein rotes Käppchen auf, dann hat mich jeder lieb. Oder auch: Eine Geschichte vom Aufpassen. Denn Frauen* allein im Wald, das kann ja nicht gut ausgehen. Frauen* sind nicht sicher. Nicht allein, nicht nachts, nicht unterwegs, nie ganz. Nicht sicher vor wem? Dem Wolf natürlich. Dem bösen, rauhaarigen Übeltäter, der männlichen Bedrohung. Der Wolf greift, beißt, verschlingt alle, die ihm in den Weg kommen. Aber wie wäre das: Frauen* haben womöglich ihre passive Rolle satt. Eventuell wollen sie ihre Geschichte selbst in die Hand nehmen. Etwas ändern, eingreifen, anstoßen, ins Rollen bringen – Wölfinnen werden. Was passiert, wenn die Mär vom Rotkäppchen zur Empowerment-Studie wird? Zum Beispiel, Achtung, rebranding: „Schreckensrotkäppchen“ wird? Und was, wenn sich die Bewohner*innen des Weltenwaldes doch nicht so leicht in rotbekappte Opfer und bös behaarte Beutemacher einteilen lassen?