Kuratieren
Kontexte schaffen – Zusammenhänge entwickeln – Programme gestalten
Kuratieren nimmt den gesamten Aufführungskontext in den Blick und stellt in der Programmgestaltung einzelne oder mehrere Werke in neue, überraschende Zusammenhänge. In der Workshopreihe lernen Studierende, Werkauswahl und Interpretation, Kreation und Performance adressatenbezogen zu denken, in selbstbestimmten Zusammenhängen zu entwickeln, diskursiv zu kontextualisieren und zu realisieren.
News
»Die Künstler*innen nicht traditionell in leitende und zuarbeitende einzuteilen, sondern im Anspruch allen Studierenden ein Wissen, eine Erfahrung und ein Selbstverständnis zu einer eigenen Autorenschaft und einer verantwortungsvollen Mit- und Zusammenarbeit im Sinne des Teamarbeitens zu vermitteln, finde ich wichtig.«Friederike Thielmann, Regie
Hintergrund
In der Musikpraxis wie in den darstellenden Künsten wandelt sich das Selbstverständnis von Künstler*innen: weg von rein „Ausübenden“, „Interpretierenden“ hin zu „kreativ Produzierenden“. Damit einhergehend werden oft hierarchische Arbeitsstrukturen kritisch betrachtet und ein gleichberechtigteres Miteinander angestrebt – durch die Adaption von Formen gemeinschaftlicher Arbeitsorganisation aus der freien Szene auch in etablierten Institutionen.
Wo traditionell eine Intendanz konkrete Werke programmiert, die dann von den beauftragten Künstler*innen durch Interpretation realisiert werden, ohne grundsätzlich Form und Inhalte in Frage zu stellen, da ermöglichen kuratorische Praktiken ein neues Rollenverständnis der Künstler*innen. Sie ermächtigen zu einer offeneren Auseinandersetzung über Themen und ästhetische Formen und stärken die Fähigkeiten, Inhalte zu vermitteln und zu kommunizieren.
Sommersemester 2025
HEAR THE UNHEARD
Ein Projekt für die Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025
Anmeldefrist : 21. April 2025
Im Sommersemester 2025 bietet Franziska Ritter unter dem Titel „Hear the Unheard” ein interdisziplinäres Projektseminar in der Workshopreihe „Kuratieren in den Künsten“ an. Alle Disziplinen sind willkommen.
Die Kulturhauptstadt Chemnitz lenkt 2025 unter dem Motto „C the Unseen“ den Blick auf das Ungesehene und Unentdeckte der ostdeutschen Metropolregion, die einst mit Eisenguss, Maschinenbau und Textil als Industrie-Hochburg das Leben der Menschen prägte. In Kooperation mit dem Industriemuseum Chemnitz soll in diesem Workshop „Hear the Unheard“ das Unerhörte dieses Industrieerbes musikalisch/szenisch erfahrbar gemacht werden. Der Workshop findet in Vorbereitung des Musikfestivals UN:HEARD SOUNDS OF INDUSTRY statt, sowohl das Museums- als auch das Festivalteam mit dem Soundkünstler Jonas Urbat geben einen praxisnahen Einblick in kuratorische Praktiken und stehen beratend zur Seite.
In kokreativer Arbeitsweise sollen in interdisziplinären Teams drei künstlerische Interventionen zu ausgewählten Industriethemen wie z.B. Robotik, Textil oder Mobilität erarbeitet werden, die sich auf eine ganz persönliche Art und Weise mit Industriekultur auseinandersetzen. Die Interventionen entstehen im Wechselspiel mit einem selbstgewählten Ausstellungsobjekt und einer räumlichen Situation vor Ort in der Dauerausstellung des Industriemuseums. Eine Kooperation mit Musiker*innen der Robert-Schumann-Philharmonie Chemnitz und der freien Szene kann aufgebaut werden.
Erster Recherchepunkt wird dabei John Cage „MUSEUMCIRCLE“ Projekt sein, bei dem der Zufall als Kurator eine tragende Rolle spielt. Welche weiteren kuratorischen Praktiken kann ich für die Konzertgestaltung verwenden? Was macht eine gute Dramaturgie aus und wie gestalte ich ein authentisches und resonanzreiches Konzerterlebnis? Von Konzeption bis Durchführung werden in diesem Workshop alle Phasen einer Projektrealisierung spielerisch erprobt: von der ersten konzeptionellen Idee, über Materialrecherche, Werkauswahl, ggf. Komposition, Fragen der Zielgruppe und Publikumsinteraktion, Raumgestaltung, Inszenierung und Vermittlung, bis hin zu Marketing, Budgetplanung und Logistik sowie Dokumentation.
Die Interventionen sollen am Samstag, den 12. Juli 2025 als halböffentliche Veranstaltung in einer Art Wandelkonzert im Industriemuseum Chemnitz erlebbar sein. Eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit einer Erweiterung, Vertiefung und Skalierung der Projekte zum Festival im November 2025 ist wünschenswert. Es wird eine zweite Workshop-Phase ab Mitte Oktober geben, der Festivalzeitraum ist der 6. bis 8. November 2025 in Chemnitz. Hier können auch neue Studierende noch mitwirken.
Teilnahme an Exkursion und Showing und mindestens 50% der Workshoptermine ist Voraussetzung für die Teilnahme am Projekt „Hear the Unheard“. Für die Teilnahme bewerben sich Interessierte bitte mit einer kurzen Vorstellung mit Hintergrund und Motivation im offenen Format (z.B. Kurztext, Video, Fotocollage, etc.). Bewerbungen sind aus allen Bereichen und Studiengängen willkommen, auch als Teambewerbung.
Die Workshopleiterin Franziska Ritter ist Musikerin, Szenografin und Konzertgestalterin. Sie studierte Architektur an der TU Berlin sowie sowie Film und Fotografie an der University of North London. Sie ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Studiengangs Bühnenbild_Szenischer Raum der TU Berlin und unterrichtet an vielen anderen internationalen Hochschulen in praxisnahen Lehr- und Forschungsprojekten, wie Inhalte im Raum wirkungsvoll inszeniert werden - u.a. auch an der HfMDK. Ihr Schwerpunkt ist dabei oft die Gestaltung von musikalischen Begegnungsräume. Seit über 20 Jahren inszeniert sie Konzerterlebnisse, die Publikum und Künstler*innen auf vielfältige Weise in Begegnung und Bewegung bringt - u.a. mit dem improvisierenden Stegreif Orchester Berlin im Projekt #freebruckner oder über viele Jahre als Co-Leiterin des Kammermusikfestivals Volkenroda. Mit den kleinen aber feinen 1:1 CONCERTS hat sie 2019 dort gemeinsam mit Prof. Stephanie Winker ein Konzertformat erfunden, das jeden Ort in eine Bühne verwandeln kann und besondere Resonanzen erzeugt. Die weltweite 1:1 Community setzt sich für die Förderung einer starken freien Szene und den erleichterten Zugang zu Kunst und Kultur ein. Auch in Frankfurt/Main gab es auf Initiative der Studierenden der HfMDK 2021 eine umfangreiche interdisziplinäre Serie als 1:1 PERFORMANCES. Als Beauftragte für Digitalität und Neue Technologien der Deutschen Theatertechnischen Gesellschaft leitete sie das Forschungsprojekt Im/material Theatre Spaces zu immersiven Technologien wie VR und AR am Theater und hat dort auch zu hybrid-realen Konzerterlebnissen geforscht. Musikalisch hat sie sich über 10 Jahre als Flötistin in vielen Orchestern und freien Ensembles ausgetobt u.a. beim Ensemble Opus 45, dessen Gründungsmitglied sie war. Als Mentorin im Netzwerk der Kultur- und Kreativpilot*innen des Kompetenzzentrums der Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung begleitet sie junge Nachwuchs-Entrepreneure beim Start in die Selbständigkeit, zudem engagiert sie sich im Netzwerk WAM Women in Arts & Media.
https://linktr.ee/franziskaritter
Termine
1. Teil – Sommersemester 2025:
- DO 8. Mai, 14:00 – 18:00 Uhr: HfMDK, Raum GER 011: Workshop
- FR 23. & SA 24. Mai: Exkursion nach Chemnitz: Führung im Industriemuseum, Impulse aus dem Festivalteam, Besuch der Kulturhauptstadt
- FR 6. Juni, 14:00 – 18:00 Uhr: HfMDK, Raum GER 112: Workshop
- FR 20. Juni, 14:00 – 18:00 Uhr: Online: Workshop
- FR 27. Juni, 14:00 – 18:00 Uhr: HfMDK, Räume GER 003 / A 206: Workshop & Probe
- MO 7. & DI 8. Juli, individuell: Online: Betreuung nach Bedarf
- DO 10. bis SA 12. Juli: Chemnitz: Proben und Showing im Industriemuseum
2. Teil – Wintersemester 2025 (als Fortsetzung oder Neuanmeldung möglich)
- Oktober 2025: HfMDK: Workshops zur Erweiterung / Vertiefung der Projekte aus dem Sommersemester
- DO 6. bis SA 8. November: Chemnitz: Aufführung beim Festival „Unheard Sounds of Industry“